Die Geschichte des Quadrates R 2 und der Mozartschule in Mannheim
Die Mozartschule in R 2 steht auf historischem Boden. Sie erhebt sich im ältesten Teil der Stadt. Hier befand sich bereits im 17. Jahrhundert ein Gebäude, auf dessen Fundamenten der heutige Baukomplex ruht. Gemeinsam mit der Konkordienkirche ist die Mozartschule das früheste Bauwerk der Mannheimer Innenstadt. Allerdings wurde es häufig durch Zerstörungen und Wiederaufbauten verändert.
Im Jahr 1685 wurde hier eine Doppelkirche erbaut, die dem calvinistischen Gottesdienst diente. Die Kurpfalz und damit Mannheim war damals von der Lehre des Reformators Johannes Calvin geprägt. Mannheims Einwohnerschaft bestand aus Einwanderern verschiedenster Herkunft. So mussten die Gottesdienste in verschiedenen Sprachen abgehalten werden. Die deutsche und die französische Gemeinde benötigten je ein eigenes Gotteshaus, nutzten allerdings den Kirchturm gemeinsam. So entstand ein neuer Gebäudetypus, die Doppelkirche. Dieses architektonische Motiv wurde später am Marktplatz wiederholt.
Noch ein anderes Gebäude zeigt diese Bauform: links hinter dem alten Rathaus sehen wir das Kaufhaus am Paradeplatz, wo ebenfalls ein Mittelturm zwei symmetrische Seitenflügel miteinander verband. Diese Bauform ist als „Mannheimer Symmetrie“ in die Architekturgeschichte eingegangen.
Warum wies Mannheim schon damals ein Bevölkerungsgemisch auf, das man heute als „multikulturell“ bezeichnen würde? Der Grund war die kluge Bevölkerungspolitik des Kurfürsten Karl Ludwig. Dieser Landesherr hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die nach dem 30-jährigen Krieg zerstörte Pfalz wieder aufzubauen. Er ließ Plakate in vier Sprachen drucken und in mehreren europäischen Ländern aushängen. Darauf war die Aufforderung zu lesen, dass „alle ehrlichen Leute aus allen Nationen“, nach Mannheim einwandern und die zerstörte Stadt neu errichten sollten.
Der Aufruf hatte Wirkung. In den 1650-er Jahren strömten die Migranten, wie sie heute heißen, in die Stadt. Bald hörte man in den Mannheimer Gassen mehr Französisch, Niederländisch und andere Sprache als Deutsch. Menschen aus aller Herren Länder kamen, Niederländer und Franzosen, Wallonen und Polen, natürlich auch Deutsche aus den deutschen Ländern. Mannheim wurde zu einem sozialen Labor. Dieses Abenteuer, das man vor 350 Jahren in der Stadt einging, wird heute als das „Mannheimer Experiment“ bezeichnet. Und es gelang. Die Stadt funktionierte, die Menschen wurden „ohne Unterschied der Nationen“ behandelt.
Das Experiment begann in den Quadraten, die heute unseren Schulbezirk ausmachen. Die Stadt galt als „blühendes Gemeinwesen“, die Bevölkerungszahl stieg an, der Handel weitete sich aus. Sicher hat dies Auswirkungen bis heute, man sagt zu Recht, in Mannheim gehe es toleranter und liberaler zu als anderswo. Es ist eine faszinierende Vorstellung, dass unser Schulgrundstück sozusagen das Zentrum der Integration bildete. Wenn die Zusammenführung schon vor 350 Jahren funktionierte, dann stellt sich uns die Frage: Warum soll eine friedliche Integration nicht auch heute möglich sein? Erst der Pfälzische Erbfolgekrieg setzte dem Projekt ein abruptes Ende, 1689, kurz nach ihrer Erbauung, ging die Doppelkirche in R 2 in Flammen auf.
30 Jahre später machte Kurfürst Karl Philipp Mannheim zur Hauptstadt der Kurpfalz. Er übersiedelte 1720 mit seinem Hof von Heidelberg nach Mannheim und bezog bei der heutigen Mozartschule um die Ecke ein Palais, das er zu seiner Interimsresidenz bestimmte. In R 1 am Marktplatz wohnte er 10 Jahre, bis das Schloss bezugsfertig war. Weil die ausgebrannte Ruine der französischen Kirche in R 2 in bequemer Nähe zu seiner Interimsresidenz lag, nutzte der Kurfürst sie als Tennishalle. Jeu de Paume hieß das beim Hochadel beliebte Spiel. Also auch der Sport hat eine alte Tradition in unserem Quadrat.
1739, der Kurfürst war inzwischen ins neue Schloss eingezogen und spielte im dortigen Ballhaus Tennis, wurde die französische Kirche wieder aufgebaut, etwas kleiner als der deutsche Teil. Beim gemeinsamen Turm ging den beiden Kirchengemeinden das Geld aus und so blieb er unfertig stehen, bekam ein Notdach und prägte in dieser Form über 150 Jahre lang die Stadtsilhouette.
1795 war Mannheim von den französischen Revolutionsheeren besetzt, die Revolution genoss hier viele Sympathien und die Mannheimer hatten sie ohne allzu große Gegenwehr hineingelassen. Es waren die Österreicher, die daraufhin Stadt beschossen, wobei auch die Doppelkirche ausbrannte.
Nur der deutsche Teil wurde wiederaufgebaut. Die ansässigen Franzosen waren inzwischen so integriert, dass sie deutsch sprachen und keine eigene Kirche mehr brauchten. Anstelle des französischen Teils entstand 1824 das evangelische Schulhaus. Der Architekt des Schulhauses, Friedrich Dyckerhoff, nahm keinerlei Rücksicht auf den ursprünglichen Baugedanken der symmetrischen Doppelkirche und entwarf einen Bau in einem
Rundbogenstil, der isoliert betrachtet sicher schön war, doch hier wie ein Fremdkörper wirkte. Ende des 19. Jahrhunderts gingen die konfessionellen Volksschulen in die Zuständigkeit des Staates über, es entstanden Simultanschulen, in denen Kinder verschiedener Religionen gemeinsam unterrichtet wurden. Das Nutzungsrecht des Schulhauses ging an die Stadt über, nicht aber das Eigentum. Dem städtischen Baudirektor Richard Perrey übertrug man die Aufgabe, anstelle des zu klein gewordenen evangelischen Schulhauses eine große Volksschule zu errichten. Perrey hatte viel Gespür für den passenden Baustil und er entwarf ein neubarockes Gebäude, passend zur Kirche.
und er stellte auch den Baugedanken der Doppelkirche wieder her, indem er das Motiv des symmetrischen Zweiflügelbaus übernahm. Damit war die Bausünde des 19. Jahrhunderts wieder gut gemacht. Ursprünglich sollte ein kleiner Pavillon den Mädchenschulhof ergänzen. Das Häuschen wurde nie ausgeführt, vielleicht könnte man das als Anregung für die Zukunft nehmen, Platz wird in der Mozartschule immer benötigt. Der Turm war übrigens erst 1893 von der Kirchengemeinde in seiner heutigen neubarocken Form vollendet worden. Er ist mit 88 m der höchste Kirchturm der Stadt.
Die Bauzeit der Volksschule fiel in den Ersten Weltkrieg, eine Inschrift mit Goldbuchstaben berichtet davon. Trotzdem konnte die neue Volksschule noch im Kriegsjahr 1917 eingeweiht werden.
Das neue Schulhaus in R 2 konnte sich sehen lassen! Überbordender Bauschmuck, Dachreiter, Figuren, Ziervasen lassen eher an ein Schloss als an eine Schule denken. Da Knaben und Mädchen getrennt unterrichtet wurden, sah Perrey zwei Schulhöfe und zwei Treppenhäuser vor. Die Klassenzimmer mit ca. 50 qm hielt auch Perrey für zu klein, rechtfertigte ihre geringen Abmessungen aber damit, dass „in dieser Schule die Förderklassen, welche eine geringere Schülerzahl haben, untergebracht werden sollen.“ Es war der Mannheimer Schulrat Anton Sickinger, welcher das Prinzip der Förderklassen ins Leben gerufen hatte. Solche Sonderklassen bestanden aus 30-35 Schülern, in den Regelklassen waren dagegen 60-70 Schüler üblich.
Ein Blick in die Turnhalle. Nach Anton Sickinger wurde die Schule bereits in den 20-er Jahren benannt, sie hieß damals Sickingerschule. In den Jahren der Nazidiktatur wurde das Sickingersche Schulsystem dann ausgehöhlt, die Förderklassen aufgelöst. Aber auch die damals schon vorhandene Abwanderung der Schüler aus der Innenstadt war der Grund für die Umnutzung des R2-Gebäudes als Handels- und Berufsschule, die nun Carin-Göring-Schule hieß.
Die Bomben des Zweiten Weltkriegs trafen das Schulhaus schwer, doch bereits 1946 wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen. Das vereinfacht wiederaufgebaute Schulhaus beherbergte mehr als 30 Jahre die Friedrich-List-Schule, eine kaufmännische Berufsschule. Erst Ende der 1970-er begann sie, ihr neues Quartier im Quadrat C 6 zu beziehen. Die Geschichte der Grundschule in R 2 begann im Schulhaus der in den 60-er Jahren erbauten Sickingerschule in T4 / T5. Sie nahm die Kinder der östlichen Innenstadt auf, die Kinder westlich der Breiten Straße gingen in die K 5-Schule. Es war geplant, neue Volksschulen so einzurichten, dass von den Kindern weder die Breite Straße noch die Planken überschritten werden sollten, die damals noch keine Fußgängerzone, sondern stark befahren waren.
Als Ableger der Sickingerschule jenseits der Planken entstand ein Schulhausbau in M 6, 12, an der Stelle, wo vor dem Krieg das Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde gestanden war. Die neue Volksschule M 6 wurde an Ostern 1966 eingeweiht. Die Pläne lieferte der bekannte Mannheimer Architekt Andreas Plattner, der sein Gebäude als „eine heiter stimmende Bautengruppe“ beschrieb. Der Hof ist mit dem des benachbarten Kurpfalzgymnasiums verbunden.
In den Klassenzimmern achtete Plattner auf eine zweckmäßige Einrichtung, die der „Vielseitigkeit eines abwechslungsreichen, zeitgemäßen Unterricht“ entspreche. Das Gebäude zeigt den Zeitgeschmack von damals, sein großer Vorteil sind die weitläufigen Klassenzimmer. Es hat den Charakter einer großzügigen Zwergschule mitten in den Quadraten, allerdings auch den Charme eines Amtsgebäudes der 60-er Jahre. Damals war das Schulhaus der Stolz der Architekten, was auch die Wahl des Fotografen verrät. Der heute 85-jährige Robert Häuser war schon damals ein Starfotograf und ist mit ziemlich allen Preisen für Fotografen ausgezeichnet worden.
In T 4 wurde die Situation in den 1970-Jahren mehr beengend. Ab 1980 wurden einzelne Klassen der Grundschüler nach und nach ins Schulhaus R 2 ausgelagert, das immer noch von der Friedrich-List-Schule genutzt wurde. Sogar in der Sakristei der Konkordienkirche wurde unterrichtet. Jahrelang herrschte ein unvorstellbares Chaos, das höchste Anforderungen an die Schulleitung, Lehrer und Schüler stellte. Inmitten der Renovierungsarbeiten mussten Umzüge und Auslagerungen vorgenommen, neue Klassenzimmer eingerichtet und ganz nebenbei noch der Schulbetrieb aufrecht erhalten werden.
Am 233. Geburtstag ihres Namenspatrons Wolfgang Amadeus Mozart, am 27. Januar 1989, wurde die neue Mozartschule der Öffentlichkeit übergeben.
Enthüllung der Sandsteinfiguren am 19.12.2006, Foto: Thomas Tröster
Der Junge mit der Ballonmütze deutet auf eine Stelle im Buch. Das kleinere Mädchen hält es aufgeschlagen vor sich. Er scheint ihr etwas zu zeigen oder vorzulesen. Aufmerksam und ernst betrachten sie ein Bild oder einen Text. Die Figuren lehnen an einer von Efeu umrankten Mauer. Eine Katze schaut neugierig nach hinten in den Schulhof. Das Kleid des Mädchens, die Kniebundhosen und der Lederranzen des Jungen verweisen auf eine vergangene Zeit, ebenso die Jahreszahl 1917.
Ganz anders das linke Paar. Auffallend lässig präsentieren sich diese Kinder. Der Junge, hier kleiner als das Mädchen, lässt sich von ihr einen Ort auf der Erdkugel zeigen, entspannt, die Hände in den Taschen der schlabberigen Hose, den Scout-Ranzen auf dem Rücken, folgt sein Blick dem Zeigefinger des Mädchens. Die Schülerin, zwanglos und unaufgeregt, hält den Globus wie einen Ball, deutet eine Stelle heraus. Das Buchmotiv findet sich auch hier; aus dem vollen Bücherregal der Rückseite schaut ein Teddybär heraus. Der Sockel zeigt die Jahreszahl 2006.
Seit 1917 schmückten Schulkinderfiguren die Pfeiler der Schulhof-Einfriedungen. Das Schulhaus in R 2 entstand 1914-1917 als Volksschule nach den Plänen des Stadtbaurats und Leiters des städtischen Hochbauamts Richard Perrey. Er entwarf das Schulgebäude streng symmetrisch zur barocken Konkordienkirche. Diese war als Doppelkirche 1685 für die Calvinisten erbaut worden: Ihre einst symmetrischen Flügel wurden für Gottesdienste in deutscher und in französischer Sprache genutzt. Die heutige Kirche diente der deutschen Gemeinde, anstelle der Mozartschule stand die Kirche der wallonischen Gemeinde. Nachdem im 19. Jahrhundert kein Bedarf mehr für eine französische Kirche war, erbaute man 1823 an ihrer Stelle ein evangelisches Schulhaus, dessen Architektur im Weinbrennerstil in keiner Beziehung zur Kirche stand und den ursprünglichen Baugedanken des 17. Jahrhunderts ignorierte. Mit dem Bau des Schulhauses von 1917 reparierte Perrey den städtebaulichen Schaden von 1823.
Perreys Schulhaus besaß ursprünglich zwei Schulhöfe. Der einstige Schulhof für Jungen ist als heutiger Pausenhof erhalten, der Mädchenschulhof dient heute als Parkplatz. Perrey versah die Schulhöfe mit einem Staketenzaun zwischen Sandsteinpfeilern, passend zur neubarocken Architektur des Schulhauses. Die Eingangspfeiler zu den Pausenhöfen waren mit Schulkinderfiguren bekrönt. Die idealisierenden Genrefiguren bezogen sich auf die Nutzung der nach Geschlechtern getrennten Pausenhöfe. Der Mädchenhof besaß zwei Mädchenpaare, von denen sich eines mit Haustieren, das andere mit Handarbeiten beschäftigte. Adäquat dazu wies der Bubenhof zwei Jungenpaare auf. Sie thematisierten die Freundschaft und die Buchlektüre. Die Zwischenpfeiler waren mit kugelförmigen Aufsätzen bekrönt, die Eicheln darstellten.
Perrey, der das Hochbauamt von 1902-1918 leitete, erbaute 21 große Schulgebäude in Mannheim. Gerne schmückte er sie mit passenden Skulpturen, Zierbrunnen und anderen dekorativen Details aus. Erhalten sind beispielsweise die Mädchenfiguren am Elisabethgymnasium oder ein Paar der sportlichen Putten an den Pfeilern der Pestalozzischule. In R 2 entschied er sich für einen Bildhauer, von dem nur der Nachname Hoffmann überliefert ist. Die vier Kinderpaare des Bildhauers Hoffmann verschwanden ebenso wie die zapfenförmigen Zieraufsätze der Zwischenpfeiler während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Über 50 Jahre ragten die Sandsteinpfeiler ihrer Bekrönungen beraubt in die Höhe, gerieten die schmückenden Plastiken in Vergessenheit.
Eine Aktion der Grundschüler rief die Figuren in die Erinnerung zurück. Im Frühjahr 2004 wurden die verloren gegangenen Sandsteinplastiken von Schülern aus Gips in vereinfachter Form „rekonstruiert“. Ein einwöchiger Projektunterricht unter der Leitung der Lehrerin Ulrike Brendl und des Verfassers, der ebenfalls Lehrer an der Mozartschule ist, wurde durch eine finanzielle Zuwendung des Quartiermanagements Östliche Unterstadt der Stadt Mannheim unterstützt. Die Künstlerin Gisela Witt übernahm die künstlerische Leitung des Projekts, in dem die Zweit- und Drittklässler zwei Kinderpaare und viele Pinienzapfen in Originalgröße herstellten. Die Schulleiterin Rektorin Michaela Schott unterstützte das Projekt in jeder erdenklichen Form und trug dazu bei, dass die Figuren im Sommer und Herbst 2004 die Pfeiler des Schulhofs schmückten, dort, wo einst ihre Vorgänger standen. Die temporäre Aufstellung erregte viel Aufsehen; der „Mannheimer Morgen“ berichtete mehrmals sehr wohlwollend. Vor Wintereinbruch mussten die Figuren wieder von ihren hohen Sockeln verschwinden.
Das Ziel der Schülerarbeiten, nämlich an die einstige Pracht des Figurenschmucks zu erinnern, wurde jedoch erreicht. Die verwaisten Pfeiler der Einfriedung ragten trostloser als zuvor in die Höhe. Der Verein Stadtbild e.V. unter der Leitung von Hans Freiländer machte sich den Wunsch der Mozartschüler zu eigen und ermöglichte die dauerhafte Wiederherstellung der Kindergruppen mit Sponsorengeldern. Auch eine Benefizveranstaltung der Schule trug zur Finanzierung bei. Da keine Pläne oder Originalteile mehr vorhanden waren, mussten die etwa ein Meter großen Figuren nach alten Fotos nachempfunden werden. Nur die Vorderseiten waren fotografisch dokumentiert. Nach vielen Diskussionen einigten sich Schule und Verein auf eine Modifizierung der historischen Vorlagen. Nun sollten Mädchen und Jungen gemeinsam beieinander stehen und nur eines der beiden Paare sollte das Aussehen von 1917 erhalten, wobei die Fotos der Originalplastiken als Vorbild dienen sollten. Die andere Figurengruppe aber sollte ein Aussehen von Kindern aus dem Jahr 2006 erhalten. Für dieses Vorhaben konnte – durch Vermittlung des Heidelberger Kunsthistorikers Dr. Christmut Präger – der Bildhauer Matthias Dämpfle aus Freiburg gewonnen werden. Der Künstler hatte bereits mehrere Werke im öffentlichen Raum in Süddeutschland vorzuweisen. So schuf er die Skulpturengruppe „Einstein unterhielt sich mit Leonardo“ am Forschungszentrum Karlsruhe, das Bildwerk für den Humanisten Johannes Reuchlin am Schmuckmuseum Reuchlinhaus in Pforzheim, die Skulpturengruppe „Tatortbeschreibung“ am Bahnhof in Hinterzarten und den „Rohblock“ im Kurpark von Grafenhausen/Schwarzwald. Am Freiburger Münster wurde die erneuerte Kreuzblume am südlichen Hahnenturm von Matthias Dämpfle nachgeschöpft.
Der Bildhauer ließ Kinder der Mozartschule Modell stehen und fotografierte sie ausgiebig. Aus Fotovorlagen entstanden Pläne, die zur Auftragsvergabe durch den Stadtbild-Verein führten. Nach sechsmonatiger Arbeit setzte Matthias Dämpfle die Figurenpaare am 11.12.2006 auf die Eingangspfeiler auf. Kurz vor Weihnachten, am 19.12.2006, wurden sie in einer Feierstunde vom Stadtbild-Verein an die Stadt Mannheim übergeben. Die Figuren sind ein Geschenk des Vereins Stadtbild Mannheim zum Stadtjubiläum 2007. Noch im Jahr 2006 aufgestellt, sind sie auch als Beitrag des Vereins zum Mozartjahr gedacht, in dem die Mozartschule vielfältig in die Mannheimer Gedenkveranstaltungen zum 250. Geburtstag des Komponisten eingebunden war. Der von dem neuzeitlichen Schulmädchen gehaltene Globus, auch als Ball zu sehen, erinnert zudem an das Jahr der in Deutschland ausgetragenen Fußballweltmeisterschaft. Wie Matthias Dämpfle ausführte, soll der Erdball ausdrücken, wie den heutigen Kindern die Welt offen steht. Die Mozartschule inmitten der Mannheimer Quadrate hat Schüler, die aus aller Welt kommen. Darin unterscheidet sie sich sicher von der 1917 eröffneten Volksschule. Die Größenunterschiede verweisen auf ein geändertes Rollenbild. Beim modernen Paar ist das Mädchen größer und übernimmt den aktiven Part des Zeigens. Auch die Kleidung und die Beigaben sollen zum Hinschauen und Vergleichen einladen. Der Lederranzen ist zum heute weit verbreiteten Scout-Ranzen, die altmodische Kniebundhose, das Kleid sind zur modisch faltigen Hose, Jeansjacke und zum Sweat-Shirt geworden. Auch der Ausdruck in den Gesichtern weist Unterschiede auf. Der aufmerksam-interessierte Blick des retrospektiven Kinderpaars wiederholt sich zwar in den modernen Figuren, ist hier jedoch betont leger. Heutige Kinder unterliegen wohl dem Zwang, „cool“ zu sein, stärker als früher. Vielleicht aber hat man die Kinder von früher nur einfach mehr idealisiert. Sollten die Figuren zum Betrachten einladen, Vermutungen, Spekulationen und Gespräche anregen, hätten Schule und Verein einen Großteil ihrer Ziele verwirklicht. Das Stadtbild wurde sicherlich verbessert, bescheinigte doch schon das Landesdenkmalamt Karlsruhe, dass die Einfriedung mit den Torsäulen ein wichtiger Bestandteil des gesamten Baudenkmals sei und dass den Figurenaufsätzen eine hohe architektonische Funktion zukomme.
Die Pfeilerbekrönungen in Form von Pinienzapfen wurden 2007 dank einer Spende von Helmut Kühnle wiederhergestellt.
Text: Volker Keller
Der Schulgarten und das historische Ziergitter der Mozartschule
Das Gelände an der Westseite von R 2, gegenüber von R 1, wird heute als Parkplatz und als Schulgarten genutzt. Es hat seine eigene Geschichte. Ursprünglich befand sich hier der Mädchenschulhof. Nach dem Zweiten Weltkrieg entfernte man das Ziergitter von 1917. In den 1980-er Jahren richtete man einen Lehrerparkplatz ein, der durch einen Metallstabzaun von der zur Straße ausgerichteten Grünanlage getrennt war. Das Einfahrtstor wurde nach dem Vorbild des am Schulhof noch vorhandenen Ziergitters neu geschaffen.
Die von außen zugängliche Grünanlage entwickelte sich zu einer Problemzone, von Passanten als Abfalldeponie und für Schlimmeres missbraucht. Auch der Wunsch nach einem Schulgarten ließ den Gedanken aufkommen, das historische Ziergitter zu rekonstruieren und den ehemaligen Schulhof wieder pädagogisch zu nutzen.
Die Schulleitung und der Förderverein der Schule fanden im Jahr 2013 Verbündete im „Bürger- und Gewerbeverein Östliche Innenstadt“, dem „Verein Stadtbild Mannheim“ und in engagierten Bürgern. Um die erforderlichen Mittel aufzubringen, führte die „Initiative Mozartschule – Historisches Quadrat R 2“ vielfältige Aktionen durch. Vier Jahre Pressearbeit und Spendenaufrufe, der Verkauf von „Mozartnudeln“, die Präsentation auf dem Mannheimer Maimarkt 2016 und ein sehr erfolgreiches Benefizkonzert in der Kirche St. Sebastian, das von namhaften Künstlern und dem Kurpfälzischen Kammerorchester ausgerichtet und von Toto-Lotto Baden-Württemberg unterstützt wurde, führten zum Erfolg.
Dank des Engagements vieler ehrenamtlich für das Projekt arbeitender Menschen, besonders aber dank der überwältigenden Spendenfreudigkeit zahlreicher Mannheimer Bürger, mehrerer Institutionen und der Unterstützung der Stadtverwaltung standen schließlich über 80.000 € zur Verfügung. Vom März bis in den August 2017 wurden die Bauarbeiten durchgeführt. Beim Schulfest zum 100. Jubiläum des Schulgebäudes am 8.7.2017 wurde das Ziergitter eingeweiht, am 14.11.2017 konnte der inzwischen angelegte Schulgarten seiner Bestimmung übergeben werden.